Tradition: REUNION Marine verabschiedet Marine-Inspekteure mit Seefahrt auf NORDWIND

Detail SSB NORDWIND,  Wilhelmshaven, Juni 2023. Foto: Annett Reimers.

Es gibt tatsächlich in Marinekreisen eine gelebte Tradition (der Mitglieder der REUNION Marine), die kaum jemand kennt, nicht einmal die Inspekteure der Marine, als die – zweifelsohne – ranghöchsten Offiziere, der uns so am Herzen liegenden Teilstreitkraft. Und wohl auch die wenigsten Marinehistoriker haben sich mit dieser beschäftigt, wissentlich sonst die schönen Brauchtümer und Traditionen der Marine zu unterscheiden und zu deuten, wohl, weil jene Besagte selten gelebt wird. Doch eine marginalisierte Tradition ist sie keinesfalls. Die Inspekteure jedenfalls, leben bzw. sie erleben diese Tradition erst, wenn sie aus dem Amt geschieden sind. Das mag paradox klingen. Ist es jedoch nicht. Denn sie selbst sind es, die dann, in persona – als ehemalige Inspekteure/ Admirale außer Dienst, im Mittelpunkt der von den Mitgliedern der REUNION Marine „arrangierten“ bzw. gelebten Tradition stehen.

Im Marinemuseum Wilhelmshaven weiß man, wenn es so weit ist, allerdings immer Bescheid. Dort wird, am jeweiligen Morgen, bevor das Museum öffnet, das große Tor am „Südstrand 125″ aufgeschlossen, um einer Gruppe von Menschen, bei herrlichem Wetter, es war niemals anders, Einlass auf das Museumsgelände zu gewähren. Diese, von Vorfreude auf eine anstehende, gemeinsame Seefahrt erfüllte Gruppe, läuft dann zum, im Museumshafen liegenden, ehemaligen Seemannschaftsschulboot NORDWIND. Und jedem, der dort an der Ostpier über die Stelling an Bord gelangt, beschleicht sogleich das Gefühl, dass er irgendwie auch wieder zu Hause angekommen ist, selbst wenn er aus Bayern, Bonn oder Berlin nach Wilhelmshaven angereist war.

Doch retrospektiv betrachtet sind es wohl nicht die schönen Oregon-Pine-Planken an Deck des Traditionsbootes oder etwa der wohltuende, tageslange Atem des Meeres einer schönen Seefahrt auf der Jade und dem Wattenmeer der Nordsee. Es sind die Menschen und Begegnungen, die persönlichen Gespräche, die im Nachhinein alles in der Erinnerung zusammenfügen. Und letztlich ist es dann wohl doch wieder die See und die Marine, die Menschen zusammenbringen und überdies „elementarisch die Verbindung halten“…

 

Marinemuseum Wilhelmshaven, NORDWIND: Gruppenfoto mit VAdm a.D. Andreas Krause, Gästen und Mitgliedern der REUNION Marine. Foto: Barbara Krause.

Mitglieder der REUNION Marine haben am 10. Juni 2023 Vizeadmiral a.D. Andreas Krause, Familienmitglieder und Freunde mit einer Tagesausfahrt auf dem ehemaligen Seemannschaftsschulbot der Marine, SSB NORDWIND, verabschiedet.

VAdm a.D. Kay-Achim Schönbach, Gäste und Mitglieder der Crew sowie der REUNION Marine an Deck der NORDWIND in See. Foto: Christian Schmoll.

 

Am 30. Juni 2023 fuhren Vizeadmiral a.D. Kay-Achim Schönbach, Familienmitglieder und Freunde sowie Mitglieder der REUNION Marine gemeinsam einen Tag auf der NORDWIND zur See.

Die Mitfahrer danken den ehemaligen Inspekteuren für die gemeinsamen Gespräche, herzlichen Momente und einprägsamen Stunden an Bord der NORDWIND, insbesondere danken sie, stellvertretend für die Mitglieder der REUNION Marine, den Herren Admiralen für ihr jahrzehntelanges Engagement für unsere, ihre Marine, mit ihrem Dienst als Marinesoldat und ein mit der See verbundenes Leben, das von Marine durchdrungen war und – ohne Zweifel – geprägt bleiben wird.

 

NORDWIND: Seemannschaftsschulboot der Marine – heute musealer Traditionssegler im Einsatz

Dank gilt ebenso allen, die als Mitglieder einer museumseigenen Crew – ehrenamtlich –  für den sicheren See-Betrieb der NORDWIND und das leibliche Wohl der jeweiligen Gäste an Bord sorgen. 

SSB NORDWIND, hier rechts, Marinestützpunkt Kiel-Wik, Kieler Woche 2023. Foto: May-Barg.

Schiffbaulich gilt die NORDWIND als modifizierter Kriegsfischkutter, der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als Ketsch bei der Burmester-Werft in Bremen vom Stapel lief. Als Kriegsbeute der Briten wurde sie zur Bermuda-Ketsch (2 Masten) umgebaut und später dem Bundesgrenzschutz See überlassen. 1956 wurde dann die NORDWIND von der neu gegründeten Bundesmarine an der Marineschule Mürwik in Dienst gestellt und dort, an der Offizierausbildungsstätte deutscher Marineoffiziere, bis 2006 in Dienst gehalten. Zwischen Herbst 2021 und Frühjahr 2023 wurde das heutige Museumsboot in Dänemark bei „Hvide Sande Shipyard“ grundlegend restauriert. Nun steht die NORDWIND wieder für Törns zur Verfügung. SSB NORDWIND zählt zu den Einheiten mit der längsten Fahrenszeit unserer Marine. Generationen von Marineoffizieranwärtern wuchsen auf dem Seemannschaftsschulboot Seebeine.

Text: Jenny May-Barg